Tweed – Very British
Charles und Camilla tragen ihn ebenso wie Miss Marple und er hat Fans rund um den Erdball. Harris Tweed ist ein unverwüstlicher Stoff aus dem hohen Norden Schottlands. Kaum etwas verkörpert die britische Lebensart so sehr, wie Tweed-Bekleidung. Was wäre zum Beispiel Sherlock Holmes ohne Tweedmantel und entsprechende Mütze? Ihm würde einfach etwas fehlen.
Echter Harris Tweed stammt von den Hebriden, einer Inselgruppe vor der Nordwestküste Schottlands. Grundlage ist die Wolle der dortigen Schafe. Die robuste Rasse wird als „Scottish Blackface“ bezeichnet. „Angesichts des oft widrigen Klimas müssen diese Tiere auf grünen hügeligen Wiesen, zwischen Mooren und Lochs, schon einiges vertragen. Und so produzieren sie eine sehr widerstandsfähige Wollsorte, die als Basis strapazierfähiger Kleidung geradezu ideal ist.
Der aus dieser Wolle handgewebte Wollstoff erfreut sich seit Jahrhunderten höchster Wertschätzung. Und das vor allem dort, wo das Wetter ähnlich harte Herausforderungen wie in Schottland bereithält. Entsprechend stolz sind die Bewohner der Hebriden auf ihre Erzeugnisse. Ihre gälische Bezeichnung „Clò Mór“ bedeutet übersetzt „Großer Stoff“. Schon Mitte des 19. Jahrhunderts begann sich Harris Tweed nach und nach in den gehobenen Kreisen der britischen Aristokratie durchzusetzen und wurde bald zum beliebtesten Exportartikel der Hebriden. Dem Landlord wurde dieser Wetterschutz bei der Jagd bald unentbehrlich.
Mehr als 100 Weber gibt es noch, die die klassische Weberkunst beherrschen. In den Sechziger Jahren waren es noch etwa zehnmal so viele. Das Weberhandwerk wird immer noch häufig von einer Generation zur nächsten weitergegeben. Klassische Webstühle werden noch wie in alten Zeiten über Fußpedale angetrieben. Handwerkstradition alter Wollmühlen zählt einem echten Tweed-Weber mehr, als moderne Maschinen. Das korrekte Einführen und Befestigen des Garns braucht viel Erfahrung und Fingerspitzengefühl. Durch das besondere Herstellungsverfahren kann ein Faden bis zu zwanzig Farbnuancen enthalten. Aus der Mischung entsteht eine einzigartige Optik. Es dominieren traditionelle, zurückhaltende Farben und Muster. Aber einige Weber kreieren von Zeit zu Zeit auch neue Designs. Das ist stets ein Wagnis, denn die typische Kundschaft ist als äußerst konservativ bekannt.
Wichtige Abnehmer der Tweedstoffe sind die Maßschneider an Londons berühmter Savile Row, die daraus Anzüge und Mäntel herstellen, wie sie britischer kaum sein könnten. Doch auch international ist der Stoff äußerst begehrt. Namhafte Modemarken rund um den Globus verwenden immer wieder gerne echten Tweed in ihren Kollektionen. Exportiert wird heute sogar bis nach China. Gütesiegel echten Harris Tweeds ist der Stempel der „Harris Tweed Association“. Und die vergibt ihr begehrtes Siegel, das so genannte „Orb“, nur, wenn auf traditionelle Weise daheim von Hand gefertigt worden ist. Sogar das Spinnen und Färben des Garns geschah ursprünglich allein von Hand und ausschließlich mit Naturfärbemitteln. Inzwischen akzeptiert man immerhin hierfür zurückhaltende maschinelle Unterstützung. Man bleibt sich aber stets bewußt, dass die Marke ihre Ausstrahlung vor allem den Naturstoffen und der Handarbeit verdankt.