Lippenstift – Die Waffe der Frauen

Kleopatra war berühmt für die Schönheit ihrer Nase. Aber sie legte auch größten Wert auf ihre Lippen. Ein Lippenstift war zwar noch nicht bekannt, aber man mischte bereits Pasten aus einzelnen Zutaten. Kleopatra verwandte eine recht fettige Zusammensetzung aus Eisenerz und Zinnober. Der rotbraune Farbton sah bestimmt toll aus, war aber noch ziemlich ungesund.

Die Rezepturen wurden verfeinert, doch lange Zeit gab es Lippenfärbemittel nur als Pasten, die als Lippenpomade bezeichnet wurden. Im 18. Jahrhundert wurde vor schädlichen Nebenwirkungen gewarnt. Ratgeber empfahlen, Pomaden selbst herzustellen, weil viele gekaufte Produkte mit Arsen oder anderen schädlichen Zusatzstoffen versetzt waren. Harmloser waren Inhaltsstoffe aus Butter, Schmalz, Wachs, Rosinen, Wurzeln, Orangen- und Rosenwasser.

Aus Zeiten Katharinas der Großen ist überliefert, dass man sich auch einfach damit behalf, sich auf die Lippen zu beißen, sie zu reiben oder einzusaugen, um ihnen für eine Weile ein gut durchblutetes Aussehen zu geben.

Die Französische Revolution beendete für eine Weile die Mode, die Lippen zu färben. Allzu leicht konnte man mit roten Lippen als Mitglied der Aristokratie erkannt werden. Gefährlich zu jener Zeit, so dass man lieber unauffällig blieb.

„Rote Lippen küssen alle Männer gern“, so der Text eines beliebten Schlagers aus der Grammophon-Ära. „Rote Rosen, rote Lippen, roter Wein….“, auch das war damals eine beliebte Melodie. Und so erinnerte man sich bald wieder an die roten Lippen. 1883 stellten Pariser Parfümeure auf der Weltausstellung in Amsterdam den ersten Lippenstift vor. Der befand sich aber noch nicht in einem schicken Gehäuse, sondern kam daher wie eine kleine Wurst, eingewickelt in Seidenpapier. Rizinusöl, Hirschtalg und Bienenwachs gehörten zu den Zutaten. Karmin, ein Stoff der aus dem Körper weiblicher Schildläuse gewonnen wird, diente lange Zeit als wichtigstes Pigment, das dem Stift die charakteristische Farbe verlieh. Ungeheure Mengen an Schildläusen wurden gebraucht, um genug Pigmentessenz zu gewinnen.

„Stift der Liebe“ nannte man ihn in Frankreich. Und der Gebrauch galt anfangs noch als ein wenig anrüchig. Leisten konnten ihn sich ohnehin nur die wenigsten. Denn mit umgerechnet rund 50 Euro war der Preis unverhältnismäßig hoch. Neben rot, gehörten zeitweise auch grün und schwarz zu den bevorzugten Farben. Es kam sogar zu vereinzelten Todesfällen, da in grünen Lippenstiften Grünspanpulver verarbeitet worden war, das sich als äußerst giftig herausstellte und dann verboten wurde. Auch andere Inhaltsstoffe die den Farbauftrag haltbarer machen sollten, wurden später verboten, da Schwermetalle enthalten waren.

1948 wurde der mechanische Drehstift erfunden, der sich, ohne die Finger zu verschmieren, elegant aus- und wieder einfahren ließ. Die Hüllen waren erheblich hygienischer und hübscher, als die bisherige Handhabung.

Die Zusammensetzung war aber immer noch verbesserungswürdig. Viele Fabrikate trockneten die Lippen zu sehr aus. Ende der Vierziger Jahre experimentierte die Chemikerin  aus New Jersey in der Küche ihrer Mutter an einer neuen Lippenstiftrezeptur. Die erhältlichen französischen Lippenstifte stellten sie nicht zufrieden. Sie hatte schon einen Stift gegen Pickel und Mentholtaschentücher entwickelt, kannte sich also in der Branche bereits gut aus. Nach mehreren hundert Versuchen fand sie die richtige Mischung. Lanolin, ein Fett, das aus Schafwolle gewonnen wird, war das, was Lippenstiften bisher gefehlt hatte. Es war gut verträglich und haftete auf der Haut. Lanolin gehört bis heute zu den Grundsubstanzen fast aller Lippenstifte.

1950 wurden die neuen Lippenstifte, dank Großserienfertigung, für nur einen Dollar pro Stück angeboten. Das konnten sich die meisten Frauen leisten. Die Nachfrage war riesig. Die erste, die in Deutschland für bezahlbare Lippenstifte warb, war die Schauspielerin Hildegard Knef.

Hazel Gladiz Bishop wurde mit ihrer Entwicklung zu einer der erfolgreichsten Wirtschaftspersönlichkeiten der Vereinigten Staaten. Sie gehörte zu den wichtigsten Kosmetikherstellern, arbeitete später als Finanzanalystin in New York und lehrte Marketing. Sie starb im Dezember 1998 im Alter von 92 Jahren.

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